Start | Entsorgungs- und Recyclingfachmann/-frau

Hinweis

Ältere Berufsbezeichnung(en): Recycling- und EntsorgungstechnikerIn; Entsorgungs- und Recyclingfachmann/-frau - Abfall


Der hier beschriebene Lehrberuf ist für den Bereich "Abfall" zuständig. Für den Bereich "Abwasser" gibt es einen eigenen Lehrberuf, nämlich "AbwassertechnikerIn (Lehre)".


Tätigkeitsmerkmale

Eines der wichtigsten Anliegen der heutigen Zeit ist der Natur- und Umweltschutz. Und eine der größten Gefahren für die Umwelt ist der Abfall, und zwar sowohl wegen der Menge als auch wegen der Beschaffenheit (Altöl, Lacke, Batterien, Kunststoffe, Elektronikschrott oder hochgiftige Produktionsabfälle). Es gibt daher heute eine große Anzahl von Gesetzen und Auflagen, die genau festlegen, wie die Abfallstoffe fachgerecht zu sammeln, zu behandeln und zu lagern sind (= Entsorgung). Aber es stecken auch viele wertvolle Rohstoffe im Abfall, die zurückgewonnen und wiederverwendet werden können (= Recycling von Metallen, Glas oder Papier). Abfallentsorgung und -recycling ist heute ein bedeutender Wirtschaftsbereich mit vielen Beschäftigten.

Entsorgungs- und Recyclingfachleute arbeiten in allen Bereichen der Abfallbewirtschaftung, also in der fachgerechten Entsorgung bzw. Lagerung von Abfall und im Recycling (Wiedergewinnung wertvoller Rohstoffe aus dem Abfall, z.B. Metallen, Glas oder Papier). In den Abfallsammel- und lagerstellen (Deponien) nehmen sie die angelieferten Abfälle und Reststoffe entgegen und prüfen die Begleitdokumente. Sie beurteilen und klassifizieren die Stoffe, nehmen fallweise Abfallproben zur Analyse im Labor und legen die weiteren Schritte zur Sortierung, Behandlung und Lagerung der Abfallstoffe fest. Für die Erfüllung dieser Aufgaben benötigen die Entsorgungs- und Recyclingfachleute genaue Kenntnisse der Eigenschaften und Behandlungsmöglichkeiten unterschiedlichster Abfallstoffe (z.B. Altöl, Lacke, Batterien, Kunststoffe, Elektronikschrott, giftige Produktionsabfälle) sowie der gesetzlichen Regelungen zur Annahme, Verarbeitung und Lagerung dieser Abfälle. Ein wichtiger Aufgabenbereich ist weiters die Information und Beratung von Privatpersonen und Betrieben zu den Themen Abfallvermeidung und Abfalltrennung sowie hinsichtlich der Umsetzung abfallrechtlicher Vorschriften (Abfallwirtschaftskonzepte für Betriebe, Kostenberechnung der Abfallbehandlungen).

 

In der Ausbildungsordnung dieses Lehrberufs ist folgendes BERUFSPROFIL festgelegt (Quelle: Entsorgungs- und Recyclingfachkraft-Ausbildungsordnung  2021):

  1. Fachliche Kompetenzbereiche:
    1. Stoffstrom-Management:
      Annehmen und Beurteilen der Abfälle, Prüfen der Begleitdokumente; Durchführen physikalischer und chemischer Analysen an Abfallproben, Identifizieren und Klassifizieren der Abfälle; Beurteilen der Gefährlichkeit der Abfallstoffe; Anwenden der relevanten gesetzlichen Bestimmungen betreffend die Annahme und Verarbeitung von Abfällen; Festlegen der Abfallbehandlungsschritte (z.B. Schreddern, Brechen); Verarbeiten und Sortieren der Abfälle, Bedienen und Überwachen der Sortier- und Beförderungsanlagen sowie der sonstigen abfalltechnischen Anlagen, Beheben von Fehlern und Störungen an den Anlagen; Transportieren und Lagern der Abfälle; Dokumentieren der ausgeführten Tätigkeiten; Durchführen von Stoffstromanalysen der Abfallgruppen des Betriebs, Mitarbeit bei der Organisation und Verbesserung der betrieblichen Stoffströme.
    2. Abfallberatung und Abfallwirtschaft:
      Kenntnisse der grundlegenden Situation und der aktuellen Zielsetzungen der österreichischen Abfallwirtschaft; Erkennen der Abfallvermeidungspotentiale in Betrieben, Abschätzen der zukünftigen Entwicklungen der betrieblichen Abfallwirtschaft (z.B. Auswirkungen abfallwirtschaftlicher Maßnahmen); Ausführen der Aufgaben eines Abfallbeauftragten im Sinne des Abfallwirtschaftsgesetzes (Unterstützung von Betrieben bei der Umsetzung von abfallrechtlichen Vorschriften, Überwachung der Einhaltung dieser Vorschriften); Erstellen von Abfallwirtschaftskonzepten, Ermitteln der Kosten von Abfallbehandlungen und der Erlöse von Altstoffen; Beraten in abfallwirtschaftlichen Fragen, Bearbeiten von Anfragen zu Abfallthemen (z.B. Recycling, Abfalltrennung).
  2. Fachübergreifende Kompetenzbereiche:
    1. Arbeiten im betrieblichen und beruflichen Umfeld:
      Kenntnisse des betrieblichen Leistungsspektrums sowie der betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge; kompetentes Handeln innerhalb der betrieblichen Organisation; lösungsorientieres und situationsgerechtes Bearbeiten der übertragenen Aufgaben; zielgruppenorientiertes Handeln und Kommunizieren.
    2. Qualitätsorientiertes, sicheres und nachhaltiges Arbeiten:
      Anwednen der Grundsätze des betrieblichen Qualitätsmanagements, Mitwirken bei der Weiterentwicklung der betrieblichen Standards. Beachten der rechtlichen und betrieblichen Regelungen für die persönliche Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, situationsgerechtes Handeln bei Unfällen, Verletzungen oder persönlichen Übergriffen (insbesondere sexuelle Belästigung, Gewalt, Mobbing); nachhaltiges und ressourcenschonendes Arbeiten.
    3. Digitales Arbeiten:
      Auswählen und effizientes Nutzen der am besten geeigneten digitalen Geräte, Softwarelösungen und digitalen Kommunikationsformen; digitale Beschaffen der für die Aufgabenbearbeitung erforderlichen betriebsinternen und -externen Informationen; sensibles und sicheres Umgehen mit Daten unter Berücksichtigung der betrieblichen und rechtlichen Vorgaben (z.B. Datenschutzgrundverordnung).

Kollektivvertragliche Mindest-Sätze (Brutto *), alle Beträge in Euro
* Brutto = Wert VOR Abzug der Abgaben (Versicherungen, Steuern)

Schwerpunkt Tabelle
Entsorgungs- und Recyclingfachmann/-frau
Kollektivvertrag (Brutto-Einkommen) gültig ab
Beispiel für eine Stadtgemeinde: Gemeinde GRAZ (GRAZ - Holding GRAZ - Kommunale Dienstleistungen GmbH - Sparte Infrastruktur und Energie) (Angestellte+Arbeiter)
gültig ab 01.11.2024
01.11.2024
Beispiel für eine Stadtgemeinde: Gemeinde WIEN (gemäß Dienstvorschrift für Lehrlinge) (Gemeindebedienstete)
gültig ab 01.01.2024
01.01.2024
Beispiel für einen Industriebereich: Chemische, Kunststoff verarbeitende und pharmazeutische Industrie (Arbeiter)
gültig ab 01.05.2024
01.05.2024
  • gute körperliche Verfassung: Wartungs- und Reparaturarbeiten, Arbeiten mit schweren Werkzeugen und Geräten
  • physische Ausdauer: Belastungen durch Verschmutzung, Maschinenlärm, Witterungseinflüsse bei Außenarbeiten, unangenehme Gerüche
  • körperliche Wendigkeit: Arbeiten an schwer zugänglichen Maschinen- und Anlagenteilen
  • Handgeschicklichkeit: Bearbeiten von Metallteilen, Wartungs- und Reparaturarbeiten an Maschinen/Anlagen, Installieren und Anschließen von Leitungen
  • Unempfindlichkeit der Haut: Verschmutzung bei Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Maschinen/Anlagen
  • technisches Verständnis: Einstellen/Steuern und Warten der Maschinen/Anlagen, Feststellen und Beheben von Maschinenstörungen
  • logisch-analytisches Denken: Durchführen physikalisch-technischer und chemischer Analysen an Abfallstoffen, Klassifizieren der Materialien und Festlegen der Behandlungsart
  • Reaktionsfähigkeit: Bedienen, Steuern und Überwachen der Maschinen/Anlagen, rasches Eingreifen bei Maschinenstörungen
  • generelle Lernfähigkeit: regelmäßiges Aneignen von Kenntnissen über neue technische und rechtliche Entwicklungen in der Abfallwirtschaft

Betriebe/Lehrbetriebe:
Entsorgungs- und Recyclingfachleute arbeiten in Entsorgungs- und Wiederaufbereitungsunternehmen, z.B. Müllabfuhr, Mülldeponien. Weiters sind sie in Recyclingunternehmen und in Betrieben mit eigenen Entsorgungs- und Wiederaufbereitungsanlagen beschäftigt.

Lehrstellensituation:
Dieser Lehrberuf wird nur selten erlernt. Die jährliche Gesamtzahl der Lehrlinge lag in den letzten Jahren meist so um die 20 Personen, aktuell etwas höher (bei 26 Personen). Ein größerer Anstieg ist allerdings nicht zu erwarten. Die meisten Lehrstellen gibt es in Niederösterreich und der Steiermark (zusammen 70 Prozent); in den übrigen Bundesländern gibt es derzeit nur ganz vereinzelt Lehrlinge.

Unterschiede nach Geschlecht:
Dieser Lehrberuf wird überwiegend von Männern erlernt, aber der Anteil der männlichen und weiblichen Lehrlinge schwankt jährlich ziemlich hin und her (Männer: zwischen 65 und 90 Prozent; Frauen: zwischen 10 und 35 Prozent); zuletzt hat der Anteil der weiblichen Lehrlinge ein Viertel (25 Prozent) betragen.

Berufsaussichten:
Die Wichtigkeit der Entsorgungs- und Recyclingtechnik nimmt weiter zu und erhebliche Investitionen werden in diesem Bereich getätigt. Daher kann auch längerfristig von günstigen Berufsaussichten in diesem Bereich ausgegangen werden.

Beschäftigungsaussichten:
Aufgrund der technischen Entwicklungen von Aufbereitungstechnologien und der Knappheit an Rohstoffen wird ein zunehmender Bedarf an entsprechend gut qualifizierten Fachkräften erwartet. In den kommenden Jahren wird die Beschäftigungszahl von Entsorgungs- und Recyclingfachleuten voraussichtlich leicht ansteigen.

Stellenangebote im "eJob-Room" (Internet-Stellenvermittlung des AMS):

Der folgende Link führt zum Abfrage-Formular des eJob-Room für das Berufsbündel "Entsorgungs- und RecyclingtechnikerIn", dem der Beruf "Entsorgungs- und Recyclingfachmann/-frau" zugeordnet ist. Im Formular können Sie dann noch das Bundesland und den Arbeitsort und andere Kriterien auswählen; nach einem Klick auf "Weiter" erhalten Sie die Stellenangebote.

offene Job-Angebote

offene Lehrstellen

Ergebnisse aus dem Ausbildungskompass:
Lehrlingszahlen Tabelle
Entsorgungs- und Recyclingfachmann/-frau (inkl. Doppellehren)
Dieser Lehrberuf kann seit 1.5.2021 erlernt werden! Die angeführten Werte der Vorjahre stammen vom Vorläufer-Lehrberuf "Entsorgungs- und Recyclingfachmann/-frau - Abfall" (auslaufend seit 1.5.2021)!
Anz./Jahr 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023
männlich 11 16 11 13 17 19 22 19 14 19
weiblich 1 3 6 6 4 3 5 5 5 7
gesamt 12 19 17 19 21 22 27 24 19 26
Frauenanteil 8,3% 15,8% 35,3% 31,6% 19,0% 13,6% 18,5% 20,8% 26,3% 26,9%
Quelle: WKÖ - Wirtschaftskammer Österreich

Folgende berufsbildende Schulen bieten eine praktische umweltbezogene Ausbildung und eigenen sich damit eventuell als Alternative zum Lehrberuf:

  • Fachschule für Chemie mit Betriebspraxis, Ausbildungsschwerpunkt Umweltanalytik
  • Handelsakademie, Schulautonome Ausbildungsschwerpunkte "Management für Umwelt und Energiewirtschaft", "Management für Umwelt- und Sozialmanagement", "Management für Umweltmanagement" und "Management für Umwelttechnik"
  • Höhere Lehranstalt für Bautechnik, Ausbildungsschwerpunkt Umwelttechnik
  • Höhere Lehranstalt für Chemieingenieure, Ausbildungsschwerpunkt Chemische Betriebs- und Umwelttechnik
  • Höhere Lehranstalt für Chemieingenieure, Schulautonomer Ausbildungsschwerpunkt: Angewandte Technologien und Umweltschutzmanagement
  • Höhere Lehranstalt für Gebäudetechnik, Schulautonomer Ausbildungsschwerpunkt: Energie-Umwelt-Klimaschutz
  • Höhere Lehranstalt für Kunststofftechnik, Schulautonome Ausbildungsschwerpunkt "Biopolymere und Umwelttechnik" und "Kunststoff- und Umwelttechnik"
  • Höhere Lehranstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Schulschwerpunkt Informations- und Umweltmanagement
  • Höhere Lehranstalt für Maschinenbau, Ausbildungsschwerpunkt Umwelt- und Verfahrenstechnik
  • Höhere Lehranstalt für Maschinenbau, Schulautonome Ausbildungsschwerpunkte "Agrar- und Umwelttechnik" und "Energie- und Umwelttechnik"
  • Höhere Lehranstalt für Metallurgie und Umwelttechnik
  • Höhere Lehranstalt für Umwelt- und Ressourcenmanagement
  • Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe, Fachrichtung Umwelt und Wirtschaft
  • Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe, Schulautonome Vertiefungen "Freizeitmanagement und Umwelt", "Umwelt- und Ressourcenmanagement", "Umweltbildung und Gesundheitsmanagement" und "Umweltökonomie"

Weiterbildung für Entsorgungs- und Recyclingfachleute ist vor allem auf rechtlichem Gebiet (Umweltschutz- und Abfallwirtschaftsbestimmungen und -normen) sowie hinsichtlich neuer Methoden der Abfallbewirtschaftung und der Abfallbehandlung erforderlich. Angebote dazu gibt es bei den Abfallwirtschaftsunternehmen, den einschlägigen Unternehmensverbänden (Verband österreichischer Entsorgungsbetriebe VÖEB - www.voeb.at) sowie bei der Akademie des Technischen Überwachungsvereins Austria (TÜV-Akademie - www.tuv-akademie.at; siehe auch die Kursliste Abfallwirtschaft des TÜV unter www.tuv-akademie.at/kursprogramm/abfallwirtschaft). Einsschlägige Angebote gibt es auch bei Weiterbildungseinrichtungen wie dem Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI - www.wifi.at) und dem Berufsförderungsinstitut (BFI - www.bfi.at). Mit entsprechender Weiterbildung können Entsorgungs- und Recyclingfachleute auch die Berechtigung für eine Tätigkeit als DeponiewärterIn oder als Abfallbeauftragte in größeren Unternehmen erwerben; entsprechende Kurse bieten der TÜV, das WIFI und das BFI an.

Weiterführende Bildungsmöglichkeiten zur Erreichung höherer Bildungsabschlüsse bzw. zur Höherqualifizierung für AbsolventInnen dieses Lehrberufs sind vor allem die Werkmeisterschule für Berufstätige mit der Fachrichtung "Technische Chemie und Umwelttechnik" oder "Maschinenbau" (2 Jahre, Abendunterricht) und eventuell auch die folgenden zur Reife- und Diplomprüfung führenden Schulen: Höhere Lehranstalt für Berufstätige für Chemieingenieurwesen (Ausbildungsschwerpunkte "Biochemie und biochemische Technologie" oder "Umwelttechnik und Umweltschutzmanagement"; Dauer: 4 Jahre); Aufbaulehrgang für Berufstätige für Chemieingenieure, Ausbildungsschwerpunkt Chemische Betriebstechnik (Dauer: 3 bis 4 Jahre).

Aufstiegsmöglichkeiten:

Aufstiegspositionen für diesen Beruf sind z.B."VorarbeiterIn", "DeponieleiterIn" oder "WerkmeisterIn".

Selbstständige Berufsausübung:

Die Möglichkeit einer selbstständigen Berufsausübung (als GewerbeinhaberIn, PächterIn oder GeschäftsführerIn) besteht für Entsorgungs- und Recyclingfachleute in folgenden freien Gewerben:

  • Sammeln und Behandeln von Abfällen und Abwässern
  • Abfallbeauftragte/Abfallbeauftragter
  • Abfallberatung, eingeschränkt auf die Erteilung von Informationen über Möglichkeiten der Vermeidung, Entsorgung und Lagerung von Abfällen sowie die Abwasserentsorgung und -reinigung unter Ausschluss der Erstellung von Abfallkonzepten

Ein freies Gewerbe erfordert keinen Befähigungsnachweis, sondern lediglich eine Anmeldung bei der Gewerbebehörde.

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