Berufslexikon Spezial: Reden wir übers Geld: Gefragte Berufe und ihre Einstiegseinkommen
Unternehmen sind zunehmend gefordert, für transparente Einkommen zu sorgen. Sie sind seit 2011 verpflichtet, in Stelleninseraten das kollektivvertragliche Mindestgehalt anzugeben. Größere Unternehmen mit mehr als 150 Mitarbeitenden müssen seit 2014 alle zwei Jahre einen Einkommensbericht erstellen, der für die Beschäftigten einsehbar ist.1
Wer nicht weiß, was andere verdienen, kann schwer einschätzen, ob das eigene Gehalt fair ist. Das ist nicht nur wichtig, um gut vorbereitet in eine Gehaltsverhandlung zu gehen. Einkommenstransparenz kann auch dazu beitragen, die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen zu schließen. Der Equal-Pay-Day macht auf diesen Einkommensunterschied aufmerksam. 2024 fiel er auf den 1. November, was statistisch bedeutet, dass Frauen ab diesem Tag „gratis“ gearbeitet haben.2
Gute Gründe also, um über Gehälter zu sprechen. Welche Berufe bieten hohe Einstiegseinkommen? Wie hoch ist überhaupt ein gutes Einkommen? Und warum bestehen Ungleichheiten in der Bezahlung von Männern und Frauen?
Die Top-10-Berufe mit hohen Einstiegsgehältern
- Fluglotse/Fluglotsin: ab 5.470,– Euro brutto pro Monat (Kurz-/Spezialausbildung)
Freigabe zur Landung: FluglotsInnen haben den Radarschirm im Blick, halten Funkkontakt zu PilotInnen und sorgen dafür, dass sich Flugzeuge in der Luft nicht zu nahekommen. Die etwa dreijährige Ausbildung erfolgt intern bei der Austro Control.
2. Zahnarzt/-ärztin: ab 5.370,– bis 5.830,– brutto pro Monat (Uni)
Gesunde Zähne für ein strahlendes Lächeln: ZahnärztInnen diagnostizieren und behandeln Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten sowie Fehlstellungen. Voraussetzung für den Beruf ist ein abgeschlossenes, zwölfsemestriges Zahnmedizin-Studium.
3. PilotIn, DrohnenpilotIn, HubschrauberpilotIn, FluglehrerIn: ab 4.880,– Euro brutto pro Monat (Kurz-/Spezialausbildung)
Beruflich abheben: Sie steuern Passagier- und Frachtflugzeuge, Hubschrauber, Drohnen oder bilden angehende PilotInnen an verschiedene Flugzeugtypen und -klassen aus. Die ArbeitgeberInnen von PilotInnen können ganz unterschiedlich sein: von Fluglinien über das Bundesheer und Rettungsdienste bis hin zu Tourismusunternehmen.
Auch in diesen Berufen beginnen die Bruttoeinstiegsgehälter nach Kollektivvertrag bei mindestens 3.500,– Euro:
4. LuftverkehrsmanagerIn: ab 4.870,– bis 5.620,– Euro (Uni/FH)
5. BordtechnikerIn: ab 4.310,– bis 4.880,– Euro (Kurz-/Spezialausbildung)
6. Facharzt/-ärztin: ab 4.080,– bis 6.810,– Euro (Uni)
7. ElektroantriebstechnikerIn: ab 3.920,– Euro (Uni/FH)
8. ButlerIn: ab 3.800,– bis 5.000,– Euro (Kurz-/Spezialausbildung)
9. DruckvorstufentechnikerIn: ab 3.560,– Euro (Lehre)
10. Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin und Dipl. KardiotechnikerIn: ab 3.500,– Euro (Uni bzw. Kurz-/Spezialausbildung)
Berufe im Fokus: Gefragt und gut bezahlt
IT-Berufe: Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, die zunehmende Automatisierung und Vernetzung, digitale Geschäfts-, Verwaltungs- und Kommunikationsprozesse: Die Digitalisierung schreitet in rasantem Tempo in allen Branchen und Bereichen voran – und lässt den Fachkräftebedarf weiter steigen. Gut ausgebildete IT-Fachleute sind nicht nur gefragt, sie können auch mit hohen Einstiegsgehältern rechnen.
Gefragte Berufe und ihre Einstiegsgehälter
- KI-DeveloperIn: ab 2.710,– bis 3.910,– Euro brutto pro Monat (Uni/FH)
- SoftwareentwicklerIn: ab 2.710,– bis 3.560,– Euro brutto pro Monat (Uni/FH)
SoftwareentwicklerIn: ab 2.110,– bis 2.860,– Euro brutto pro Monat (Schule, BMS/BHS) - Informationstechnolog(e)in – Schwerpunkt Systemtechnik: ab 2.110,– bis 2.640,– Euro brutto pro Monat (Lehre)
Gesundheits- und Pflegeberufe: Wir werden älter – und damit steigt auch unser Bedarf an Pflege- und Gesundheitsleistungen sowie Unterstützung im Alltag. Gleichzeitig rücken weniger junge Menschen am Arbeitsmarkt nach. Durch den sogenannten demografischen Wandel entsteht eine Lücke am Arbeitsmarkt, die Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegeberufen ist groß – und wird voraussichtlich noch größer.
Gefragte Berufe und ihre Einstiegsgehälter
(Zahnarzt/-ärztin, Arzt/Ärztin und Dipl. KardiotechnikerIn siehe oben)
- MedizintechnikerIn: ab 3.460,– bis 3.520,– Euro brutto pro Monat (Uni/FH)
MedizintechnikerIn: ab 2.350,– bis 2.750,– Euro brutto pro Monat (Schule, BMS/BHS)
MechatronikerIn – Hauptmodul Medizingerätetechnik: ab 2.350,– bis 2.750,– Euro brutto pro Monat (Lehre) - PflegemanagerIn: ab 3.230,– bis 4.390,– Euro brutto pro Monat (Uni/FH)
- OrthopädietechnikerIn: ab € 2.560,– Euro brutto pro Monat (Lehre)
Grüne Berufe: Weniger CO2 ausstoßen, Ressourcen schonen und im Kreislauf wirtschaften – grüne Berufe leisten einen direkten Beitrag zum Klimaschutz und treiben den grünen Wandel voran. Sie arbeiten an der Energiewende und versorgen uns mit Strom aus erneuerbaren Quellen. Sie entwickeln innovative Umwelttechnologien und nachhaltige Produkte, erarbeiten Nachhaltigkeitsstrategien für Unternehmen oder sorgen dafür, dass wir klimaschonend wohnen und mobil sein können.
Gefragte Berufe und ihre Einstiegsgehälter
- EnergietechnikerIn, EnergietechnikerIn für erneuerbare Energien: ab 3.450,– bis 3.930,– Euro brutto pro Monat (Uni/FH)
EnergietechnikerIn, EnergietechnikerIn für erneuerbare Energien: ab 2.630,– bis 3.170,– Euro brutto pro Monat (Schule, BMS/BHS)
ElektrotechnikerIn – Hauptmodul Energietechnik: ab 2.630,– bis 2.650,– Euro brutto pro Monat (Lehre) - WerkstofftechnikerIn für biobasierte Materialien: ab 2.970,– bis 3.800,– Euro brutto pro Monat (Uni/FH)
- NachhaltigkeitsmanagerIn: ab 2.710,– bis 3.910,– brutto pro Monat (Uni/FH)
Wie hoch ist ein gutes Einkommen?
Die Antwort auf diese Frage ist nicht nur eine absolute Zahl. Sie hängt natürlich auch mit der individuellen und familiären Lebenssituation, den persönlichen Bedürfnissen und Lebenshaltungskosten – zentraler Faktor sind die Wohnkosten – zusammen. Eine gute Orientierung bietet das Medianeinkommen, auch mittleres Einkommen genannt.
„Das mittlere Bruttojahreseinkommen 2023 (Median) aller unselbstständig Erwerbstätigen (ohne Lehrlinge) in Österreich liegt bei € 35.314. Das entspricht einem durchschnittlichen Monatseinkommen von € 2.522 brutto, 14x jährlich.“3
Das Medianeinkommen teilt die Einkommen einer bestimmten Gruppe, z.B. aller ÖsterreicherInnen, in zwei Hälften: Die eine Hälfte verdient mehr, die andere Hälfte weniger. Genau in der Mitte liegt das Medianeinkommen. Warum wird nicht einfach der Durchschnitt aller Einkommen als Richtwert herangezogen? Das Medianeinkommen ist aussagekräftiger als das Durchschnittseinkommen, das alle Einkommen einer Gruppe addiert und durch die Zahl der Personen dividiert. Denn der Durchschnitt ist immer beeinflusst von besonders hohen und auch besonders niedrigen Einkommen. Beim Medianeinkommen ist das nicht der Fall. Mit Bezug auf die Einstiegsgehälter, die hier im Fokus stehen, ist zu beachten, dass die Gehälter der BerufseinsteigerInnen nur einen Teil der im Medianeinkommen berücksichtigten Gehälter ausmachen. Mit der Berufserfahrung steigen in der Regel auch die Einkommen.
Beispiel: Warum das Medianeinkommen aussagekräftiger ist als das Durchschnittseinkommen
Stellen Sie sich eine Firma mit sechs Mitarbeitenden und einer Chefin vor, die folgende Einkommen brutto pro Monat verdienen:
Mitarbeiter A 1.800,– Euro
Mitarbeiterin B 2.000,– Euro
Mitarbeiter C 2.500,– Euro
Mitarbeiterin D 2.800,– Euro
Mitarbeiterin E 3.200,– Euro
Mitarbeiter F 3.500,– Euro
Chefin 10.000,– Euro
Das Durchschnittseinkommen in dieser Firma liegt bei ca. 3.686,71 Euro, das mittlere Einkommen (entspricht dem Einkommen der Mitarbeiterin D) bei 2.800 Euro. Die Chefin verzerrt mit ihrem hohen Einkommen also den Durchschnitt bzw. hebt ihn an. Der Wert in der Mitte spiegelt die Realität der Mitarbeitenden demnach besser wider.
Verschiedene Perspektiven auf Einkommen
Mann oder Frau, ArbeiterIn oder AngestellteR, Branche und Beruf, Bildungsniveau und Wohnort: Die Höhe eines Einkommens hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Lassen Sie uns einen differenzierteren Blick auf die mittleren Einkommen in Österreich werfen.
Das mittlere Bruttojahreseinkommen aller ArbeiterInnen lag im Jahr 2023 bei 26.426,– Euro. Angestellte verdienten 40.160,– Euro. Die Einkommensunterschiede nach Geschlecht sind vor allem bei ArbeiterInnen hoch: Arbeiterinnen verdienten nur 48 Prozent des Einkommens ihrer männlichen Kollegen – Teilzeiteinkommen sind hier allerdings miteingerechnet. Vergleichen wir ganzjährig Vollzeitbeschäftigte, kommen die Fraueneinkommen auf einen 75-prozentigen Anteil, bei Angestellten beträgt dieser 71 Prozent.
Nach Branchen betrachtet gibt es die besten Verdienstmöglichkeiten (mittlere Bruttojahreseinkommen aller Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten, 2023) 1) in der Energieversorgung, 2) in der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen und 3) in der Kommunikation und Information. Nach Berufshauptgruppen verdienen Führungskräfte (Median: 74.495,– Euro) und Menschen, die in akademischen Berufen (Median: 51.710,– Euro) arbeiten, am besten. Aber auch TechnikerInnen (Median: 44.053,– Euro), HandwerkerInnen (Median: 42.467,– Euro) und Maschinen- und AnlagenbedienerInnen sowie MonteurInnen (Median: 39.442,– Euro) erzielen hohe Einkommen. Die Gehälter von Bürokräften liegen mit 33.773,– Euro etwas unter dem jährlichen Medianeinkommen aller unselbstständig Erwerbstätigen.
Allgemein gilt: Das Einkommen steigt in der Regel mit dem Bildungsabschluss. Und: Eine abgeschlossene Berufsausbildung verbessert die Einkommenschancen.
„So führte der Abschluss einer Hochschule oder Universität bei ganzjährig Vollzeiterwerbstätigen zu fast doppelt so hohen Bruttojahreseinkommen wie der Abschluss der Pflichtschule.“4
Nach Wohnsitz betrachtet sind die Median-Bruttojahreseinkommen im Burgenland am höchsten (39.286,– Euro), gefolgt von Niederösterreich (38.819,– Euro) und Oberösterreich (38.178,– Euro).5
Weniger Geld für gleiche Arbeit? Der Gender Pay Gap
„Männer verdienen in Österreich mehr als Frauen, und zwar auch für die gleiche Tätigkeit und bei ähnlichen Qualifikationen. Das ist per Gesetz diskriminierend.“6
Als Gender Pay Gap wird die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen bezeichnet, genauer gesagt gibt er den Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenlohn von Frauen und Männern an. In Österreich liegt der Gender Pay Gap bei 18,4 Prozent – und zählt damit im europäischen Vergleich zu den höchsten. Was sind die Gründe für die Einkommensschere? Frauen arbeiten häufiger als Männer in weniger gut bezahlten Berufen bzw. Branchen wie z.B. im Handel oder in der Pflege. Sie arbeiten auch wesentlich häufiger in Teilzeit als Männer (50,7 Prozent der Frauen und nur 12,6 Prozent der Männer arbeiten in Teilzeit). Außerdem unterbrechen Frauen ihre Karriere öfter, um Kinder zu betreuen oder Familienangehörige zu pflegen. Es hat also einerseits mit der individuellen Berufswahl und mit Rollenbildern zu tun. Andererseits kommen strukturelle Ungleichheiten hinzu: etwa, dass Führungspositionen nach wie vor häufiger mit Männern besetzt werden. Wenn Frauen für die gleichwertige Arbeit weniger Lohn/Gehalt bekommen als Männer, handelt es sich um Diskriminierung – diese ist gesetzlich verboten. Allerdings werden die Einkommen der Mitarbeitenden von Unternehmen nicht immer offengelegt. Eine verbesserte Lohntransparenz – wie sie eine neue EU-Richtlinie zukünftig vorschreibt – kann zur Einkommensgleichstellung von Männern und Frauen einen wichtigen Beitrag leisten. Das Ziel „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ kann auch durch die Qualifizierung von Frauen in MINT-Berufen – d.h. in der Mathematik, IT, Naturwissenschaft und Technik –, bessere Wiedereinstiegsmöglichkeiten nach der Karenz, Karriereförderung und einen verbesserten Zugang zu Führungspositionen erreicht werden.
Wunschberufe von jungen Menschen und ihre Einkommen
Zufriedenheit im Beruf ist nicht nur eine Frage des Einkommens. Bei der Berufswahl geht es auch um das Ziel, etwas Sinnvolles zu tun und seinen Interessen folgen zu können. Wer im Beruf ein positives Arbeitsklima, eine gute Work-Life-Balance und interessante Weiterentwicklungsmöglichkeiten hat, ist nachweislich zufriedener im Job. Die Berufswünsche von Jugendlichen sind vielfach geprägt vom Elternhaus und der Berufsinformation aus der Schule. Wie die letzte OECD PISA Studie7 zeigt, sehen sich Jugendliche zukünftig vielfach in traditionellen Berufen. Unter den am häufigsten genannten Berufen finden sich z.B. LehrerIn, Arzt/Ärztin, Anwalt/Anwältin, ArchitektIn oder PolizistIn.
Und wie steht es um die Einkommen aller, die von einer Karriere auf Instagram, YouTube oder TikTok und Co. träumen?
Was verdiene ich als …
- Einstiegsgehalt ab 2.050,– bis 2.210,– Euro (Schule, BHS sowie Kurz-/Spezialausbildung)
- Für alle, die immer über die neuesten Social-Media-Trends Bescheid wissen, für eine Marke begeistern wollen und analytische Fähigkeiten mitbringen, um die Zielgruppe für ein Produkt zu erreichen
… Influencer (m/w)?
- Einstiegsgehalt ab 2.050,– bis 2.210,– Euro (Kurz-/Spezialausbildung)
Die Einnahmen von Influencern stammen aus Auszahlungen der Social-Media-Plattformen, auf denen sie aktiv sind, sowie Spenden ihrer FollowerInnen und Kollaborationen mit ihren WerbepartnerInnen. - Für Kommunikations- und Networking-Profis, die in den sozialen Medien zuhause sind, kreativ und selbstorganisiert arbeiten wollen
- Einstiegsgehalt ab 2.050,– bis 2.860,– Euro (Schule, BMS/BHS)
- Für kreative Köpfe, die gerne mit Computerprogrammen arbeiten und Begeisterung für bewegte Bilder mitbringen – ob Videos, Filme, Computerspiele oder Internet-Anwendungen
Quellen:
1 https://www.bmfwf.gv.at/frauen-und-gleichstellung/gleichstellung-am-arbeitsmarkt/einkommen-und-der-gender-pay-gap/massnahmen-zur-einkommenstransparenz.html, https://www.pwc.at/de/dienstleistungen/workforce-transformation/equal-pay-check/gehaltsfairness-equal-pay.html (14. 4. 2025)
2 https://www.ams.at/arbeitsuchende/frauen/equal-pay-day (14. 4. 2025)
3 https://finanzrechner.at/gehaltsvergleich/ (14. 4. 2025)
4 https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home_1/home_1/Allgemeiner_Einkommensbericht_2024_BF.pdf (14. 4. 2025)
5 https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home_1/home_1/Allgemeiner_Einkommensbericht_2024_BF.pdf, https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home_1/home_1/Allgemeiner_Einkommensbericht_2024_im_Ueberblick_BF.pdf (14. 4. 2025)
6 https://www.ams.at/arbeitsuchende/frauen/gender-pay-gap (14. 4. 2025)
7 https://jacobsfoundation.org/wp-content/uploads/2020/02/OECD_Dream-Jobs-Teenagers-Career-Aspirations-and-the-Future-of-Work.pdf (14. 4. 2025)