Berufslexikon Spezial: Die digitale Welt „spricht“ Code: Berufe rund ums Programmieren

Die Digitalisierung schreitet in allen Gesellschafts- und Wirtschaftsbereichen voran. Viele digitale Helfer unseres Alltags beziehungsweise Tools unserer Arbeitswelt sind längst unverzichtbar geworden. Jedes Mal, wenn wir auf eine Bedienoberfläche tippen oder über einen Bildschirm wischen, arbeitet im Hintergrund ein Code.

Die Anwendungsbereiche für ProgrammiererInnen und verwandte Berufe sind vielfältig, der Bedarf an Fachkräften entsprechend hoch. Es gibt also gute Gründe, um sich Berufe rund ums *Programmieren und *Coding näher anzusehen.

Die Tätigkeit des Programmierens bezeichnet – vereinfacht gesagt – das Schreiben von Anweisungen in einer *Programmiersprache, um einem Computer zu sagen, was er ausführen soll. Diese Anweisungen, auch *Code genannt, bestehen aus Zeichen, Ziffern und Symbolen, und folgen bestimmten Verfahren, Strukturen und Regeln. Sie sind das Fundament, um die digitale Technik zu verstehen und um zu wissen, wie wir mit Maschinen kommunizieren können – über das bloße Tippen, Wischen und Klicken hinaus. Das Lernen von *Programmiersprachen kann dabei durchaus mit dem Erlernen einer Fremdsprache verglichen werden. Der Beruf von ProgrammiererInnen umfasst noch mehr als das Schreiben von *Codes; auch andere Aufgaben, wie KundInnengespräche zu führen und Anforderungen zu definieren, gehören dazu.

Berufe im Fokus

Junger Mann in einem Büro, der vor einem großen Bildschirm sitzt und programmiert

© AMS/Chloe Potter

Lehrberuf ApplikationsentwicklerIn – Coding

Am Beginn der Applikationsentwicklung stehen die Anforderungen: Was erwarten die KundInnen, welchen Nutzen sollen die UserInnen durch die Anwendung haben, die es zu entwickeln gilt? Wenn ApplikationsentwicklerInnen – Coding die Anforderungen analysiert haben, geht es in die Entwurfs- und Entwicklungsphase, in der das eigentliche Schreiben des *Codes erfolgt. Dann heißt es Testen und Fehler beheben, damit die Anwendung nach dem Rollout, also der Veröffentlichung, reibungslos läuft. Auch die Wartung und gegebenenfalls die Erweiterung von Anwendungen gehört zu den Aufgaben von ApplikationsentwicklerInnen – Coding.

Lehrzeit: 4 Jahre

Einkommen im 1. Lehrjahr: ab 675 Euro

Betriebe/Lehrbetriebe (u.a.): Computerkonzerne, Software-Unternehmen, IT-Abteilungen von größeren Unternehmen

Ähnliche Berufe (u.a.): App-DeveloperIn, SoftwareentwicklerIn, AnwendungsbetreuerIn, Software-TesterIn

Eine junge Applikationsentwicklerin ist Teilnehmerin einer Videokonferenz, sie arbeitet an einem Laptop, auch ein Kollege ist im Besprechungsraum, an der Wand ist ein Bildschirm mit den Gesichtern der virtuell Teilnehmenden der Videokonferenz

© AMS/Chloe Potter

ProgrammiererIn

Von Smartphones und Home-Entertainment-Systemen, über Software zur Textverarbeitung und für Videokonferenzen bis hin zu Waschmaschinen und Fahrassistenzsystemen von Autos: *Codes stecken in vielem, was wir im Alltag und Beruf täglich nutzen. Dementsprechend breit sind die Anwendungsbereiche und Branchen, in denen ProgrammiererInnen tätig sind. Sie sind oft auf ein bestimmtes Gebiet und die dafür benötigten *Programmiersprachen spezialisiert: z.B. Web- oder App-Entwicklung, KI-Entwicklung, Datenanalyse, Systemprogrammierung oder Games. Unabhängig vom speziellen Einsatzgebiet beraten ProgrammiererInnen KundInnen, testen Programme, erstellen Dokumentationen, machen sich auf Fehlersuche und *debuggen Programme. Die Ausbildung zum Beruf ProgrammiererIn kann an berufsbildenden Schulen oder an Unis/FHs erfolgen.

Weitere Berufe in der Softwareentwicklung und Programmierung: Was machen eigentlich …

Requirement Engineers (m/w): Welche Anforderungen muss eine Software für die AnwenderInnen erfüllen – und wie können EntwicklerInnen und ProgrammiererInnen diese umsetzen, sodass auch die KundInnen zufrieden sind? Die Antworten auf diese Fragen kennen Requirement Engineers.

DevOps Engineers (m/w): Im Rahmen der Entwicklung neuer Softwareprodukte sind sie die Schnittstelle zwischen Softwareentwicklung und dem laufenden IT-Betrieb eines Unternehmens. Ziel ist, dass eine neue Software problemlos funktioniert.

Cloud Architects (m/w): Wie die großen Cloud-Datenspeicher, in denen wir Fotos und Dokumente ablegen, aufgebaut sind und optimiert werden können, ist die Aufgabe von Cloud Architects.

Angular Developer (m/w): Webanwendungen mit Echtzeit-Interaktion wie Online-Shops, Chats oder Live-Updates sind ihr Spezialgebiet, ihre Arbeit basiert auf der *Open-Source-Software Angular.

KI-DeveloperInnen: Ob autonomes Fahren oder Industrieroboter: Bevor auf Künstlicher Intelligenz basierende Systeme Aufgaben automatisiert übernehmen können, werden sie von KI-DeveloperInnen konzipiert, programmiert, trainiert, getestet und verbessert.

Gefragte Fachkräfte: Wachstumsbereich IT-Dienstleistungen

SoftwareentwicklerInnen sitzen in einem Besprechungsraum am Tisch und sind Teilnehmende einer Videokonferenz, an der Wand ist ein Bildschirm mit den Gesichtern der virtuell Teilnehmenden

© AMS/Chloe Potter

Der IKT-Sektor ist groß und reicht von der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten über den Großhandel bis hin zum Hosting. Insgesamt sind in dem Sektor (nach ÖNACE) mehr als 23.600 Unternehmen und mehr als 120.000 unselbstständig Beschäftigte tätig.1 Ein großer Teil entfällt jeweils auf die IT-Dienstleistungen, zu denen auch das Programmieren zählt. Bei den IT-Dienstleistungen zeigt der Beschäftigungstrend steil nach oben. Die in allen Branchen stattfindende Digitalisierung erhöht den Bedarf an informationstechnischen Dienstleistungen. Die Zahl der Beschäftigten hat sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt – auf fast 68.000 Beschäftigte (im Jahresschnitt 2023).2 Die Aussichten für die Informationstechnologie und -dienstleistungen sind weiterhin sehr positiv: Das WIFO rechnet mit einer jährlichen Zuwachsrate von 3,8 Prozent im Prognosezeitraum bis 2028. Das ist die relativ höchste Zuwachsrate aller Wirtschaftszweige.3

Allerdings fehlen viele IT-Fachkräfte. Laut Fachverband für Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) sind es 28.000, etwa ein Drittel davon fehlt in den IT-Unternehmen selbst.4

Eine Lücke besteht zwischen dem Bedarf an IT-Fachkräften und der Zahl der AbsolventInnen von einschlägigen Ausbildungen – vor allem akademischen, aber auch schulischen und Lehrberufen. Eine Herausforderung für die Branche bleibt die anhaltend hohe Dropout-Rate unter den (Bachelor-)Studierenden.5 Auch eine weiterhin steigende Zahl von Mädchen und Frauen für eine IT-Ausbildung zu gewinnen, ist ein Ziel. Bei den IT-Dienstleistungen liegt der Frauenanteil im Jahresschnitt 2023 immerhin bei fast 28 Prozent.6

Im Rahmen der IT-Lehrausbildungen ist in den letzten Jahren sowohl die Erhöhung des Mädchenanteils als auch die Erhöhung der AbsolventInnenzahlen erfolgreich geglückt.7 Zum Beispiel sind die Lehrlingszahlen im Beruf ApplikationsentwicklerIn – Coding seit der Einführung 2018 kontinuierlich gestiegen – auf 788 im Jahr 2023. Auch der Anteil der Mädchen ist im Laufe der Jahre deutlich gewachsen – auf 22 Prozent.

Ist der Beruf etwas für mich? Die Top-10-Anforderungen an ProgrammiererInnen

Verschiedene Smartphones, Tablets und Geräte zum Testen von Software, die Geräte befinden sich in einem Regal

© AMS/Chloe Potter

Wer sich für die Welt des Programmierens interessiert, sollte einige dieser 10 Anforderungen erfüllen:

•    logisch-analytisches Denken
•    Problemlösungsfähigkeit
•    Konzentrationsfähigkeit
•    selbstständiges Arbeiten
•    Sinn für genaues Arbeiten
•    technisches Verständnis
•    Englischkenntnisse
•    Kommunikationsfähigkeit
•    Serviceorientierung
•    generelle Lernfähigkeit

Glossar: wichtige Begriffe – einfach erklärt

*Programmieren:

Das Erstellen von ausführbaren Computerprogrammen mit Hilfe einer *Programmiersprache; Programmieren und *Coding werden synonym verwendet, oft bezeichnet Programmieren aber den gesamten Prozess der Erstellung eines Computerprogramms – inklusive Planung, Testen und Umsetzung

*Coding:

Das Schreiben von *Codes in unterschiedlichen *Programmiersprachen

*Code:

Eine Reihe von Anweisungen, geschrieben in einer *Programmiersprache

*Quellcode, *Quelltext:

Der (für uns) lesbare, in einer *Programmiersprache geschriebene Text eines Computerprogramms oder einer Webseite

*Programmiersprache:

Formale Sprache; System bestehend aus Befehlen, Regeln, (Schlüssel-)Wörtern, Symbolen, Bedingungen, Kontrollen etc. zur Formulierung von Anweisungen; Beispiele für wichtige *Programmiersprachen sind: Python, Java, JavaScript, C, C++, C#, R, PHP, Rust und Go

*Hacken:

Bezeichnet ursprünglich das kreative, unkonventionelle Lösen von technischen Problemen, heute meist das unbefugte Eindringen in fremde Computersysteme

*Bug:

Ein Fehler, der dazu führt, dass ein Computerprogramm nicht so funktioniert, wie es soll

*Debugging:

Das Finden und Beheben von Fehlern in einem Computerprogramm

*Algorithmus:

Eine Anleitung, die dem Computer sagt, in welcher Reihenfolge er eine Aufgabe Schritt für Schritt lösen soll

*Compiler:

Ein Computerprogramm, das einen Programmcode in Maschinensprache übersetzt

*Open-Source-Software:

Software, deren *Quellcode öffentlich zugänglich ist und daher frei verwendet, angepasst und weiterentwickelt werden kann.

Interessiert? Coding Basics mit der Programmiersprache Python

Hatten Sie bisher noch keine Berührungspunkte mit *Programmiersprachen? Machen Sie Ihre ersten *Coding-Versuche mit der *Programmiersprache Python. So geht´s:

1) Öffnen Sie https://colab.research.google.com/ in Ihrem Browser.

2) Klicken Sie auf „Neues Notebook“

3) Kopieren Sie den folgenden *Code in die Zeile „Beginnen Sie mit dem Programmieren“:

# Frage zur Information und Link zur Webseite
frage = "Wo finde ich noch mehr Infos zu Berufen im Bereich Programmierung und Softwareentwicklung?"
link = "www.berufslexikon.at"

# Kombinierte Ausgabe der Frage und des Links
print(f"{frage} Mehr Infos finden Sie auf {link}.")

4) Klicken Sie auf den Play-Button! Viel Spaß beim Ausprobieren!

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