Start | KanzleiassistentIn - Schwerpunkt Rechtsanwaltskanzlei

Tätigkeitsmerkmale

Der Begriff "Kanzlei" bzw. "Rechtskanzlei" bezeichnet das Büro von RechtsanwältInnen und NotarInnen. Rechtsanwälte sind Juristen, die ihre KlientInnen (Privatpersonen, Unternehmen, Vereine usw.) in Rechtsangelegenheiten beraten und vertreten (z.B. bei gerichtlichen Prozessen). Sie sind dabei in nahezu allen Rechtsbereichen tätig (z.T. auch auf einen bestimmten Bereich spezialisiert), vor allem Strafrecht, Wirtschaftsrecht, Mietrecht, Arbeitsrecht, Familien- und Scheidungsrecht. Notare sind staatlich bestellte Juristen, die bei bestimmten Rechtsgeschäften mitwirken. Zu ihren Aufgaben gehören etwa die Mitwirkung bei der Ausarbeitung und beim Abschluss von Verträgen, die Beglaubigung und Beurkundung von Rechtsgeschäften (z.B. Verträge, Testamente), die Bestätigung der Echtheit von Dokumenten und Ähnliches mehr. Da die Büro- und Verwaltungsarbeiten in einer Rechtskanzlei zahlreiche Spezialkenntnisse im Anwalts- oder Notariatswesen erfordern und daher die übliche Büroausbildung hier nicht ausreicht, wurde der Lehrberuf "KanzleiassistentIn" eingerichtet. Die Teilung in die Schwerpunkte "Notariatskanzlei" und "Rechtsanwaltskanzlei" berücksichtigt zusätzliche die erheblichen Unterschiede in den Anforderungen dieser beiden Rechtsbereichen.

Im Folgenden werden die wichtigsten Aufgabenbereiche der KanzleiassistentInnen mit Schwerpunkt "Rechtsanwaltskanzlei" genauer beschrieben.
Die Aufgabenbereiche sind:

Gemeinsame Aufgabenbereiche beider Schwerpunkte:

  • Office-Management
  • Marketing
  • Betriebliches Rechnungswesen
  • Kanzleiassistenz

Aufgabenbereiche im Schwerpunkt "RECHTSANWALTSKANZLEI":

  • Rechtliche Grundlagen
  • Klientenbetreuung
  • Abrechnungen

 

Office-Management:

Der Aufgabenbereich "Office-Management" (also "Büro-Organisation") umfasst alle Aufgaben zur Gewährleistung eines funktionierenden Kanzleibetriebs. Die zentrale Aufgabe dabei ist die betriebliche Kommunikation. Wenn Anfragen telefonisch oder per E-Mail hereinkommen, nehmen die KanzleiassistentInnen die Daten auf (Name, Adresse, Telefonnummer, Anliegen), suchen fallweise den Akt heraus, auf den sich die Anfrage bezieht, und leiten alles an die zuständigen BearbeiterInnen weiter. Fallweise geben sie auch selbst Auskunft oder holen erforderliche Informationen von den KlientInnen ein. Sie erledigen die schriftlichen Arbeiten und den Schriftverkehr (Briefe, E-Mails usw.), schreiben Brief- und Protokolltexte nach Diktat oder Tonaufnahme, gestalten die Schriftstücke gemäß den Gestaltungsvorgaben der Kanzlei und führen die Rechtschreib- und Grammatiküberprüfung durch.
Eine weitere wichtige Aufgabe im Office-Management ist die Organisation von Besprechungen und Meetings. Die KanzleiassistentInnen reservieren die Räumlichkeiten und bereiten diese vor, indem sie erforderliche Geräte bereitstellen (Overhead-Projektor für Präsentationen, Flip-Chart) und für die Bewirtung der Gäste sorgen. Sie bereiten die benötigten Unterlagen vor, indem sie Bildschirmpräsentationen gestalten und die Handouts (schriftliche Unterlagen) erstellen und in der erforderlichen Anzahl kopieren. Sie schreiben die Einladungen und verschicken diese. Am Beginn der Besprechungen/Meetings empfangen und betreuen sie die Gäste (z.B. Bewirtung mit Getränken). Nach den Sitzungen führen sie die Nachbereitung durch, indem sie z.B. die Protokolle und die Zusammenfassung der Ergebnisse schreiben.
Wenn KanzleiassistentInnen die Organisation von Dienstreisen durchführen müssen, recherchieren sie zunächst die Verkehrsmittel und Routen; dann vergleichen sie die Angebote für Unterkünfte und Verkehrsmittel und führen die Buchungen durch.
Beschaffung von Büromaterial und Inventur: Die KanzleiassistentInnen sorgen dafür, dass die Bürogeräte und Anlagen (PC/Laptop, Drucker, Kopierer) der Kanzlei alle funktionieren, wobei sie einfache Probleme oft selbst lösen, z.B. durch Beheben eines Papierstaus im Drucker oder durch Austauschen leerer Tonerpatronen. Sie ermitteln laufend den Bedarf an Büromaterial, holen Anbote ein, vergleichen die Preise und Konditionen und führen die Warenbestellungen durch.
Eine weitere Aufgabe im Office-Management ist die Kassaführung. Dabei erfassen die KanzleiassistentInnen die Zahlungseingänge und -ausgänge, führen den Kassa-Abschluss durch und überprüfen regelmäßig den Kassastand.

 

Marketing:

Unter "Marketing" versteht man alle Maßnahmen eines Unternehmens, die eigenen Angebote so zu gestalten und darzustellen, dass sie von den KundInnen wahrgenommen und nachgefragt werden. Wichtige Teilbereiche des Marketings sind z.B. Werbung und Öffentlichkeitsarbeit (z.B. in den Medien). KanzleiassistentInnen sind an der Gestaltung von Info- und Werbematerialien beteiligt, indem sie z.B. Newsletter, Direct-Mailings, Presseaussendungen, Social-Media-Beiträge und Ähnliches erstellen und gestalten (teilweise auch mit speziellen Computer-Grafikprogrammen). Und sie arbeiten auch an Veranstaltungen mit, bei denen sich das Unternehmen der Öffentlichkeit präsentiert.

 

Betriebliches Rechnungswesen:

Das Rechnungswesen dient der genauen Dokumentation aller finanziellen Angelegenheiten eines Betriebes. KanzleiassistentInnen prüfen alle Belege (Rechnungen, Zahlungsbelege) auf Richtigkeit und Vollständigkeit. Sie ordnen die Belege nach Datum, Herkunft und Belegart und bereiten sie für die Verbuchung vor. Sie prüfen die Rechnungen auf rechnerische und sachliche Richtigkeit und führen die Zahlungen per Zahlschein oder Online-Überweisung durch. Die Überprüfung der Zahlungseingänge und -ausgänge erfolgt durch regelmäßige Kontrolle der Kontoauszüge. Und schließlich gehört zum Rechnungswesen auch die Aufbereitung der Finanz-Daten, die Ermittlung von Kennzahlen und die Erstellung von Statistiken (z.B. Leistungsstatistik der Mitarbeiter, Klientenstatistik), die der Betriebsführung als Grundlagenmaterial für die betriebswirtschaftlichen Entscheidungen dienen.

 

Kanzleiassistenz:

Dieser zentrale Aufgabenbereich der KanzleiassistentInnen erfordert gute Kenntnisse der grundlegenden Bestimmungen der rechtlichen Grundlagen des Rechtskanzleidienstes. Dazu gehören vor allem das Verfahrensrecht (z.B. Zuständigkeiten, Instanzenzug, Rechtsmittelarten, Fristen), das Allgemeinen Bürgerliche Recht (z.B. Vertrag, Verjährung, Schuldrechts-, Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit), das Grundbuchrecht, das Firmenbuchrecht, das Unternehmensrecht und das Abgabenrecht. Genauso wichtig ist weiters die Kenntnis und Einhaltung der Standesrechtlichen Compliance-Pflichten (der Begriff "Compliance" bedeutet die genaue Einhaltung von Regeln oder Gesetzen; eine Compliance-Pflicht in Rechtskanzleien ist z.B. die Verschwiegenheitspflicht). Es geht aber auch um die Compliance-Pflichten der KlientInnen zahlreicher Rechtskanzleien, etwa Firmen, die Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung verhindern müssen (Banken, Versicherungen, Kapitalanlagegesellschaften usw.). In diesem Zusammenhang wirken KanzleiassistentInnen auch an den regelmäßig notwendigen KlientInnen-Checks zur Verhinderung von Geldwäscherei mit.

Aktenführung sowie Post- und Terminverwaltung: KanzleiassistentInnen empfangen die Postsendungen (Briefe, E-Mails), ordnen sie den Akten zu, prüfen, ob alle Fristen eingehalten wurden und leiten die Post an die zuständigen BearbeiterInnen weiter. Sie bearbeiten den Postausgang, frankieren die Postsendungen und leiten sie an die Zustelldienste weiter. Im Zuge der Terminverwaltung vereinbaren sie Termine und überwachen deren Einhaltung.

Informationsbeschaffung und -verwaltung: Rechtskanzleien benötigen für ihre Tätigkeit laufend eine Menge von Informationen. KanzleiassistentInnen wirken an der Beschaffung dieser Informationen mit, indem sie z.B. Unterlagen von Gerichten und Behörden beschaffen (z.B. Aktenabschriften) oder Abfragen in elektronischen öffentlichen Registern durchführen, z.B. Grundbuch (Verzeichnis aller Immobilien und ihrer Eigentümer), Firmenbuch (Register aller Unternehmen), GISA (Gewerbeinformationssystem Austria), WiEReG (Register der wirtschaftlichen Eigentümer), ZMR (Zentrales Melderegister), Testamentsregister oder ÖZVV (Österreichisches Zentrales Vertretungsverzeichnis - Verzeichnis der Erwachsenenvertretung für Personen mit psychischen Krankheit). Weiters führen sie die Akten (auch elektronisch), indem sie alle Dokumente am richtigen Ort ablegen und für die Archivierung und Aufbewahrung der Akten sorgen.

 

Schwerpunkt "RECHTSANWALTSKANZLEI":

KanzleiassistentInnen mit dem Schwerpunkt "Rechtsanwaltskanzlei" sind in den Kanzleien von RechtsanwältInnen (Einzelkanzleien und Kanzleigemeinschaften) tätig. Rechtsanwälte/Rechtsanwältinnen vertreten ihre KlientInnen ("Parteien") in rechtlichen Angelegenheiten vor Gerichten und Behörden. Die wichtigsten Rechtsbereiche, in denen sie tätig werden, sind (in alphabetischer Reihenfolge): Arbeitsrecht, Ärztehaftung, Betriebsübergabe, Bürgschaft, Ehe- und Familienrecht, Erbrecht, EU-Erbrechtsverordnung, Gesellschaftsrecht, Gewerberecht, Hausbau, Immobilienkauf, Immobilienübertragung, Inkasso, Insolvenzrecht, Internet im Alltag, Kreditrückzahlung, Mediation, Mietrecht, Nachbarschaftsrecht, Reiserecht, Schiunfall, Schmerzensgeld, Strafrecht, Streik, Urheberrecht, Vereinsrecht, Verkehrsunfall, Vorsorgevollmacht (Quelle: Rechtsanwaltskammer, Standesvertretung aller RechtsanwältInnen - siehe unter www.rechtsanwaelte.at/buergerservice/rechtsgebiete. Daraus ergeben sich auch die speziellen Aufgaben der KanzleiassistentInnen mit Schwerpunkt "Rechtsanwaltskanzlei" in den Bereichen "Rechtliche Grundlagen", "Klientenbetreuung" und "Abrechnungen".

Rechtliche Grundlagen: KanzleiassistentInnen (Rechtsanwaltskanzlei) müssen die grundlegenden Bestimmungen folgender Rechtsbereiche anwenden können: Berufsrecht (Rechtsanwaltsordnung), Mahnrecht (regelt die Durchsetzung von Geldforderungen), Insolvenzrecht (regelt die Vorgangsweise bei Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens oder einer Privatperson) und Exekutionsrecht (regelt die gerichtliche Pfändung bei Zahlungsschwierigkeiten, also die Beschlagnahme von privaten oder betrieblichen Gütern oder von Teilen des Einkommens).

In der Klientenbetreuung sind KanzleiassistentInnen (Rechtsanwaltskanzlei) vor allem mit der Vorbereitung aller Arten von Unterlagen befasst, die grundlegend für die rechtsanwaltliche Arbeit sind: Mandantenvereinbarungen (z.B. Vollmachten, Auftragsvereinbarungen), Unterlagen für Gerichte, Behörden, KlientInnen, andere Parteien und deren ParteienvertreterInnen, Schriftverkehr mit Gerichten und Behörden, Unterlagen für Mahnverfahren (z.B. Verzugszinsenberechnungen, Mahnschreiben, gerichtliche Mahnklagen), Unterlagen für Exekutionsverfahren (z.B. Anträge), Unterlagen für Insolvenzverfahren (z.B. Forderungsanmeldungen), Anträge (z.B. Antrag auf Vertagung, Antrag auf Fällung eines Versäumnisurteils, Antrag für das Grundbuch oder das Firmenbuch), Marken- und Musteranmeldungen. Eine wichtige Tätigkeit im Rahmen der Klientenbetreuung ist weiters die Vorbereitung diverser Berechnungen, z.B. Abgabenerklärungen für die Grunderwerbsteuer, Immobilienertragssteuer (ImmoESt), Eintragungsgebühren und Rechtsgeschäftsgebühren.

KanzleiassistentInnen (Rechtsanwaltskanzlei) erstellen die Abrechnungen für die MandantInnen. Diese Abrechnungen werden auf der gesetzlichen Grundlage des Rechtsanwaltstarifgesetzes (RATG), des Notariatstarifgesetzes (NTG) und der allgemeinen Honorar-Kriterien ("AHK" - Honorar-Richtlinie der Rechtsanwaltskammer) durchgeführt. KanzleiassistentInnen (Rechtsanwaltskanzlei) bereiten die Kostenverzeichnisse und Leistungsaufstellungen sowie die Honorarnoten (Rechnung) vor und übermitteln diese an die MandantInnen. Sie überwachen die Zahlungsein- und -ausgänge und vermerken diese in den Akten. Falls es zu einem Zahlungsverzug kommt, schicken sie eine Mahnung aus. Eine weitere Tätigkeit der KanzleiassistentInnen (Rechtsanwaltskanzlei) im Bereich "Abrechnung" ist die Fremdgeldabrechnung ("Fremdgelder" sind Geldbeträge, die an RechtsanwältInnen oder Notare/Notarinnen für die sichere Abwicklung bestimmter Geschäfte übergeben werden, z.B. bei einem Grundstückskauf. KanzleiassistentInnen ordnen diese Zahlungen dem jeweiligen Akt zu, führen die Nachkalkulation durch und bereiten die Weiterleitung an die KlientInnen vor.

Der Begriff "Kanzlei" bzw. "Rechtskanzlei" bezeichnet das Büro von RechtsanwältInnen und NotarInnen. Rechtsanwälte sind Juristen, die ihre KlientInnen (Privatpersonen, Unternehmen, Vereine usw.) in Rechtsangelegenheiten beraten und vertreten (z.B. bei gerichtlichen Prozessen). Sie sind dabei in nahezu allen Rechtsbereichen tätig (z.T. auch auf einen bestimmten Bereich spezialisiert), vor allem Strafrecht, Wirtschaftsrecht, Mietrecht, Arbeitsrecht, Familien- und Scheidungsrecht. Notare sind staatlich bestellte Juristen, die bei bestimmten Rechtsgeschäften mitwirken. Zu ihren Aufgaben gehören etwa die Mitwirkung bei der Ausarbeitung und beim Abschluss von Verträgen, die Beglaubigung und Beurkundung von Rechtsgeschäften (z.B. Verträge, Testamente), die Bestätigung der Echtheit von Dokumenten und Ähnliches mehr. Da die Büro- und Verwaltungsarbeiten in einer Rechtskanzlei zahlreiche Spezialkenntnisse im Anwalts- oder Notariatswesen erfordern und daher die übliche Büroausbildung hier nicht ausreicht, wurde der Lehrberuf "KanzleiassistentIn" eingerichtet. Die Teilung in die Schwerpunkte "Notariatskanzlei" und "Rechtsanwaltskanzlei" berücksichtigt zusätzliche die erheblichen Unterschiede in den Anforderungen dieser beiden Rechtsbereichen.

Im Folgenden werden die wichtigsten Aufgabenbereiche der KanzleiassistentInnen mit Schwerpunkt "Rechtsanwaltskanzlei" genauer beschrieben.
Die Aufgabenbereiche sind:

Gemeinsame Aufgabenbereiche beider Schwerpunkte:

  • Office-Management
  • Marketing
  • Betriebliches Rechnungswesen
  • Kanzleiassistenz

Aufgabenbereiche im Schwerpunkt "RECHTSANWALTSKANZLEI":

  • Rechtliche Grundlagen
  • Klientenbetreuung
  • Abrechnungen

 

Office-Management:

Der Aufgabenbereich "Office-Management" (also "Büro-Organisation") umfasst alle Aufgaben zur Gewährleistung eines funktionierenden Kanzleibetriebs. Die zentrale Aufgabe dabei ist die betriebliche Kommunikation. Wenn Anfragen telefonisch oder per E-Mail hereinkommen, nehmen die KanzleiassistentInnen die Daten auf (Name, Adres…

Kollektivvertragliche Mindest-Sätze (Brutto *), alle Beträge in Euro
* Brutto = Wert VOR Abzug der Abgaben (Versicherungen, Steuern)

Schwerpunkt Tabelle
KanzleiassistentIn - Schwerpunkt Rechtsanwaltskanzlei
Kollektivvertrag (Brutto-Einkommen) gültig ab
Rechtsanwaltskanzleien KÄRNTEN, OBERÖSTERREICH, SALZBURG und STEIERMARK (gemäß Entlohungsrichtline des Österreichischen Rechstanwaltskammertages ÖRAK) (Angestellte)
gültig ab 01.01.2017
01.01.2017
Rechtsanwaltskanzleien BURGENLAND (Angestellte)
gültig ab 01.11.2021
01.11.2021
Rechtsanwaltskanzleien NIEDERÖSTERREICH (Angestellte)
gültig ab 01.01.2023
01.01.2023
Rechtsanwaltskanzleien TIROL (Angestellte)
gültig ab 01.01.2024
01.01.2024
Rechtsanwaltskanzleien VORARLBERG (Angestellte)
gültig ab 01.03.2022
01.03.2022
Rechtsanwaltskanzleien WIEN (Angestellte)
gültig ab 01.10.2022
01.10.2022
  • Fingerfertigkeit: Arbeiten am Computer (Maschinschreiben, Eingeben von Daten); Bedienen von Bürogeräten über Touchscreen (z.B. Kopierer);
  • mathematisch-rechnerische Fähigkeit: betriebliches Rechnungswesen (Erstellen von Honorarnoten bzw. Rechnungen, Kontrollieren der Kontoauszüge, Aufbereiten der Finanz-Daten, Ermitteln von Kennzahlen, Erstellen von Statistiken); Zahlungsverkehr; Vorbereiten/Erstellen fachlicher Berechnungen (Grunderwerbsteuer, Immobilienertragssteuer, Eintragungsgebühren, Rechtsgeschäftsgebühren usw.)
  • Organisationstalent: Büroorganisation; Materialverwaltung; Terminvereinbarung mit KlientInnen; Organisieren von Sitzungen und Dienstreisen
  • Kontaktfähigkeit: Informieren und Beraten der KlientInnen; Erteilen von Auskünften; Kontakt zu Gerichten, Behörden, MandantInnen usw.
  • Fähigkeit zur Zusammenarbeit: Arbeiten im Team mit Notariats-Leitung und Sekretariat; Zusammenarbeiten mit KlientInnen, Behörden und Gerichten;
  • Sprachfertigkeit mündlich: Informieren und Beraten der KlientInnen; Erteilen von Auskünften; Kommunikation mit Gerichten, Behörden, KlientInnen usw.
  • Sprachfertigkeit schriftlich: fachgerechtes Formulieren von Geschäftsbriefen, Protokollen, Dokumenten, Marketing-Texten usw.
  • logisch-analytisches Denken: Führen der Akten (richtiges Zuordnen aller Unterlagen); Beschaffen und Verwalten von Informationen (Beschaffen von Unterlagen von Gerichten und Behörden, Durchführen von Abfragen in elektronischen öffentlichen Registern); betriebliches Rechnungswesen; fachgerechtes Informieren und Beraten der KlientInnen;
  • Merkfähigkeit: Merken zahlreicher Fakten und Daten, z.B. Namen und Daten von KlientInnen; Beachten zahlreicher rechtlicher Bestimmungen aus sehr unterschiedlichen Rechtsbereichen;
  • generelle Lernfähigkeit: regelmäßiges Aneignen von Kenntnissen über neue Entwicklungen, z.B. gesetzliche Änderungen, Bürogeräte und -materialien, EDV-Programme, KlientInnen-Anliegen usw.

Betriebe/Lehrbetriebe:
KanzleiassistentInnen (Rechtsanwaltskanzlei) arbeiten in Kanzleien von RechtsanwältInnen (Einzelkanzleien und Kanzleigemeinschaften). In Österreich gibt es rund 6.500 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, davon mehr als die Hälfte in Wien. Die meist Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte betreiben aber nur kleine Kanzleien mit wenigen Angestellten; größere Kanzleien sind eher selten.

Lehrstellensituation:
Die neue Form des Lehrberufs (mit Schwerpunkten) besteht erst seit Mai 2020. Die Zahl der Lehrlinge im Vorläufer-Lehrberuf "RechtskanzleiassistentIn" (ohne Schwerpunkte) war in den letzten 10 Jahren seines Bestehens stark zurückgegangen und lag zuletzt bei 65 Lehrlingen im Jahr 2020. Diese Tendenz hat sich bei der neuen Version des Lehrberufs (mit Schwerpunkten) umgekehrt, sodass die Gesamtzahl aller KanzleiassistentIn-Lehrlinge (alle Schwerpunkte zusammengenommen) derzeit schon wieder bei rund 120 Lehrlingen angelangt ist. Allerdings unterscheiden sich hier die einzelnen Schwerpunkte recht stark. Der am häufigsten erlernte Schwerpunkt ist "Rechtsanwaltskanzlei" (120 Lehrlinge); der Schwerpunkt "Notariatskanzlei" dagegen hat weniger als 10 Lehrlinge. Fast die Hälfte aller KanzleiassistentIn-Lehrstellen gibt es in Wien; die übrigen Lehrstellen verteilen sich recht gleichmäßig auf die anderen Bundesländer.

Unterschiede nach Geschlecht:
Der Anteil der weiblichen Lehrlinge liegt bei rund 90 Prozent, der Anteil der männlichen Lehrlinge bei rund 10 Prozent.

Berufsaussichten:
Die Berufsaussichten für KanzleiassistentInnen (Rechtsanwaltskanzlei) sind stabil. Außerdem ist auch eine Beschäftigung in anderen Wirtschaftszweigen möglich, da die Lehre eine fundierte allgemeine kaufmännische Büroausbildung bietet.

Beschäftigungsaussichten:
Es ist anzunehmen, dass in der Regel nach Abschluss der Lehre auch eine Übernahme in ein Angestelltenverhältnis erfolgen wird, weil die Lehrlinge während der Lehre genau auf die Erfordernisse des Lehrbetriebs hin ausgebildet werden. Ansonsten ist es relativ schwierig, eine Stelle in einer Rechtsanwaltskanzlei zu bekommen, weil es sich bei den rund 6500 Rechtsanwaltskanzleien in Österreich meist um Kleinbetriebe mit nur wenigen Beschäftigten handelt. Teilweise werden auch BewerberInnen mit HAK-Abschluss bzw. mit Reifeprüfung bevorzugt. Personen mit Lehrabschluss als KanzleiassistentIn bringen aber schon von der Ausbildung her viel Praxiserfahrung mit und haben daher gegenüber SchulabsolventInnen gewisse Vorteile.

Stellenangebote im "eJob-Room" (Internet-Stellenvermittlung des AMS):

Der folgende Link führt zum Abfrage-Formular des eJob-Room für das Berufsbündel "RechtskanzleiassistentIn", dem der Beruf "KanzleiassistentIn - Schwerpunkt Rechtsanwaltskanzlei" zugeordnet ist. Im Formular können Sie dann noch das Bundesland und den Arbeitsort und andere Kriterien auswählen; nach einem Klick auf "Weiter" erhalten Sie die Stellenangebote.

offene Job-Angebote

offene Lehrstellen

Ergebnisse aus dem Ausbildungskompass:
Lehrlingszahlen Tabelle
KanzleiassistentIn - Schwerpunkt Rechtsanwaltskanzlei (inkl. Doppellehren)
Dieser Lehrberuf kann seit 1.5.2020 erlernt werden! Zusätzlich zu den angeführten Zahlen hat es im auslaufenden Vorläufer-Lehrberuf "RechtskanzleiassistentIn" (ohne Schwerpunkte) im Jahr 2020 noch 65 Lehrlinge gegeben (männlich: 9; weiblich: 56), im Jahr 2021 noch 24 Lehrlinge (männlich: 3; weiblich: 21).
Anz./Jahr 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023
männlich k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. 5 14 12 9
weiblich k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. 40 74 103 99
gesamt k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. 45 88 115 108
Frauenanteil k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. 88,9% 84,1% 89,6% 91,7%
Quelle: WKÖ - Wirtschaftskammer Österreich
Verwandte Lehrberufe Tabelle
KanzleiassistentIn - Schwerpunkt Rechtsanwaltskanzlei
Verwandte Lehrberufe LAP-Ersatz *
Archiv-, Bibliotheks- und InformationsassistentIn nein
AssistentIn in der Sicherheitsverwaltung nein
Bahnreise- und Mobilitätsservice nein
Bankkaufmann/-frau nein
BetriebsdienstleisterIn nein
Betriebslogistikkaufmann/-frau nein
Buch- und MedienwirtschafterIn - Buch- und Musikalienhandel nein
Buch- und MedienwirtschafterIn - Buch- und Pressegroßhandel nein
Buch- und MedienwirtschafterIn - Verlag nein
Bürokaufmann/-frau ja <
DrogistIn nein
E-Commerce-Kaufmann/-frau nein
EinkäuferIn nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Allgemeiner Einzelhandel nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Baustoffhandel nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Einrichtungsberatung nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Eisen- und Hartwaren nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Elektro-Elektronikberatung nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Feinkostfachverkauf nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Gartencenter nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Kraftfahrzeuge und Ersatzteile nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Lebensmittelhandel nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Parfümerie nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Schuhe nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Sportartikel nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Telekommunikation nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Textilhandel nein
Einzelhandelskaufmann/-frau - Schwerpunkt Uhren- und Juwelenberatung nein
Eventkaufmann/-frau nein
Finanz- und RechnungswesenassistentIn nein
Finanzdienstleistungskaufmann/-frau nein
Foto- und Multimediakaufmann/-frau nein
Großhandelskaufmann/-frau nein
Hotel- und GastgewerbeassistentIn nein
Hotel- und Restaurantfachmann/-frau nein
Hotelkaufmann/-frau (Lehrberuf) nein
Immobilienkaufmann/-frau - Schwerpunkt Bauträger nein
Immobilienkaufmann/-frau - Schwerpunkt Makler nein
Immobilienkaufmann/-frau - Schwerpunkt Verwalter nein
Industriekaufmann/-frau nein
Medizinproduktekaufmann/-frau nein
Mobilitätsservice nein
Personaldienstleistungskaufmann/-frau nein
Pharmazeutisch-kaufmännisch(er/e) AssistentIn nein
ReisebüroassistentIn nein
Speditionskaufmann/-frau nein
SpeditionslogistikerIn nein
SportadministratorIn nein
SteuerassistentIn nein
Versicherungskaufmann/-frau nein
VerwaltungsassistentIn nein
* LAP-Ersatz = Lehrabschlussprüfungs-Ersatz
< Die LAP im beschriebenen Lehrberuf ersetzt die LAP des verwandten Lehrberufs.

Folgende berufsbildende Schulen bieten teilweise eine ähnliche Ausbildung wie der Lehrberuf:

Normalformen (für 14-Jährige):

 

Sonderformen (für Erwachsene), die auch als Weiterbildung für LehrabsolventInnen geeignet sind:

Weiterbildungskurse für viele Tätigkeitsbereiche der KanzleiassistentInnen werden vor allem vom Berufsförderungsinstitut (BFI) und vom Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) angeboten. In Frage kommen vor allem kaufmännische und betriebswirtschaftliche Kurse, Kurse über neue gesetzliche Bestimmungen oder spezielle EDV-Kurse (z.B. neue Rechtsdatenbanken, neue Bürosoftware usw.).

Weiterführende Bildungsmöglichkeiten zur Erreichung höherer Bildungsabschlüsse bzw. zur Höherqualifizierung für AbsolventInnen dieses Lehrberufs:

Aufstiegsmöglichkeiten:

Die Aufstiegsmöglichkeiten der KanzleiassistentInnen sind sehr begrenzt, da es sich bei den Notariats- und Rechtsanwaltskanzleien in der Regel um Kleinbetriebe mit nur wenigen Beschäftigten handelt, so dass hier auch kaum Aufstiegspositionen vorhanden sind. In größeren Kanzleien können KanzleiassistentInnen zu ChefsekretärInnen oder Bürovorständen aufsteigen.

Selbstständige Berufsausübung:

Die Möglichkeit einer selbstständigen Berufsausübung (als GewerbeinhaberIn, PächterIn oder GeschäftsführerIn) besteht für KanzleiassistentInnen im freien Gewerbe "Büroservice (Zurverfügungstellung bürotechnischer Einrichtungen und die Durchführung von Büroarbeiten, eingeschränkt auf Schreibarbeiten, die Adressierung, Kuvertierung, Paketierung von Poststücken, die Durchführung von Botengängen sowie die Entgegennahme und Weitergabe von telefonischen oder im Wege anderer Kommunikationsmittel eingelangten Nachrichten)" und im Handelsgewerbe. Ein freies Gewerbe erfordert keinen Befähigungsnachweis, sondern lediglich eine Anmeldung bei der Gewerbebehörde.

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